Der Dietel-Turm

- Eine Kurzvorstellung -

 

Luftschutztürme der Bauart Dietel wurden nach ihrem Konstrukteur benannt und hatten laut Patent in der Regel zehn Geschosse wobei eines beziehungsweise zwei von ihnen unterirdisch lagen. Die runden LS-Türme, welche auch in einer viereckigen Variante projektiert und gebaut worden waren, besaßen beginnend ab dem achten Geschoss einen nach außen hin pilzförmig aussehenden Turmkopf. Auf diesem befand sich mittig eine kleine Beobachtungsplattform, auf welcher zusätzlich eine Einbettung leichter Flak oder die Platzierung eines Scheinwerferstandes vorgesehen war. Auffällig am Dietel-Turm war die zusätzliche Bestückung mit Sichtscharten, beziehungsweise Verteidigungsscharten für die Nah- und Bodenverteidigung durch MG-Schützen. Die Türme wurden seltsamerweise im ehemaligen deutschen Reichsgebiet äußerst selten errichtet. In der Ruhrstahl-AG Witten gab es nachweisbar zwei viereckige Dietel-Türme, von denen noch heute einer erhalten ist.

 

Nachweisbar existierten / existieren (runde) Türme der Bauart Dietel

in:

 

1. Darmstadt

Rheinstraße Ecke Zweifalltorweg

Dieser Turm existiert noch heute im nachkriegszeitig entfestigten und umgenutzten Zustand. Auf seinem Beobachtungsstand auf der Turmplattform wurden Mobilfunkmasten angebracht.

Der Luftschutzturm wurde mit dem Namen: "Von Richthofen-Turm" versehen. Heute trägt er im Volksmund den Namen "Mozartturm".

 

2. Rüsselsheim

Nahe beim Werkgelände der Adam Opel AG

Der Luftschutzturm wurde mit dem Namen: "Boelcke-Turm" versehen.

Der Turm wurde kurz nach Kriegsende in Folge der Demilitarisierungsmaßnahmen der Alliierten gesprengt und 1959 gänzlich abgerissen / vollständig entfernt. Er befand sich ein Stück westlich des Werksgeländes der Opel AG auf freiem Feld. Hier suchten im Krieg die Beschäftigten (bis zum Bau der beiden Werftbunker LSB 1400 im Jahre 1944 direkt auf dem Gelände) Schutz. Zudem wurden hier wichtige Werksakten eingelagert. Der Turm besaß nach Hinweisen im Inneren eine spiralförmige Rampe nach oben, ähnlich denen der Zombeck-Türme und kein Ringtreppenhaus in die oberen Bereiche, wie sonst beim Dietel-Turm ausgeführt.

- Hierbei ist festzustellen, dass auch ein Zombeck-Turm-Entwurf mit äußerem Erscheinungsbild eines runden Dietel-Turmes existierte. Aber jedoch mit Spiralebene statt Ringtreppenhaus. Eventuell könnte es sich deshalb bei dem Rüsselsheimer Exemplar dann um keinen Dietel, sondern um einen - in dem Falle äußerst seltenen wenn nicht sogar einmaligen - Zombeck in dieser Bauform gehandelt haben.

 

? Westdeutschland / Luftverteidigungszone West

...laut M. Foedrowitz "Luftschutztürme und ihre Bauarten 1934 bis heute"

Eventueller Eigenname unbekannt: Ort und heutiger Status unbekannt, wahrscheinlich ist aber der Dietel-Turm in Rüsselsheim gemeint. Siehe dazu auch die Bildbeschreibung 8 im Foto oben.

 

3. Hattingen

Eventueller Eigenname unbekannt: Genauer Standort unbekannt, entfernt.

Oder sind die beiden eckigen Dietel-Türme im nahen Witten gemeint?

 

4. Heilbronn

Auf der Theresienwiese am Neckar

"General Wever-Turm". Einziger bombensicherer Hochbunker Heilbronns. Noch heute ist dieser Turm fast in authentischem Zustand und steht unter Denkmalschutz. Auch die Anordnung der Beobachtungs- Schießscharten ist dort treffend auffindbar. Der Bunker trägt seit 2016 die Bezeichnung "Theresienturm".

 

5. Mannheim

An der Sandhofer Straße am Altrhein

"Immelmann-Turm" auf dem Werksgelände der Zellstoff AG / später Firma Boehringer & Söhne. Bald nach dem Krieg teilgesprengt und später komplett beseitigt.

 

6. Neuwied bei Koblenz

An der Brückenstraße / Dammstraße Ecke Rheintalweg am Rhein

Eventueller Eigenname unbekannt: Dieser Dietel-Turm wurde im Gebiet der Zementwerke Neuwied errichtet. Er stand links, einige hundert Meter (von "Engers" kommend) vor der Brückenauffahrt zur damaligen Hermann-Göring-Brücke. Dieser Turm schien nicht ganz so hoch wie vorgesehen ausgeführt worden zu sein. Unser Leser Helmut schreibt dazu: "Da man ihn nicht (ein zweites Mal...) sprengen konnte oder wollte, sollte er dann durch Untergrabung langsam versenkt, beerdigt werden. Er wurde praktisch von allen Seiten her untergraben. So hab ich's in Erinnerung." Der heutige Status des Turmes ist uns unbekannt. Es könnte aber sein, dass Reste des Turmes oder vielleicht sogar Großteile vom Bauwerk unter Erdgleiche im liegenden Zustand (der Turm ist nach einer ersten Sprengung durch die französischen Besatzer bereits umgekippt) noch heute vorhanden sind. Dies ist jedoch unwahrscheinlich (siehe auch Artikel oben). Mutmaßlich hat es sich bei diesem Turm garnicht um einen Dietel-Turm gehandelt, sondern (dann ähnlich wie es beim Rüsselsheimer Exemplar vage vermutet wird) um einen äußerst seltenen LS-Turm der Bauart Zombeck mit Plattform. Hinweise darauf lassen sich bis dato jedoch nicht weiter nachverfolgen.

Weitere Erinnerungen von Leser Helmut: "Meine, mich fest daran zu erinnern, dass eine Doppelflügeleisenblechtür auf der dem Osten zugewandten Seite der einzige Zugang zum Inneren war, der Turm liegt direkt auf der Tür! - Der einzige Zugang über eine spiralförmige Rampe, die in Etagenform gestaffelte Schutzräume für die Menschen zugängig machte. Also keine Treppen. Kann mich auch noch gut daran erinnern, dass nach dem Zusammenbruch aufgerissene Koffer, Kleidungsstücke und Dokumente / Briefe den Eingang fast verstopften. Wohl eine alltägliche Begebenheit in den Ruinen und Bunkern!"

 

7. Wilhelmshaven

Am östlichen Ende der Ostfriesenstraße / heute Hannoversche Straße

Ohne Eigenname: Gelände der ehemaligen Hafenneubaukaserne (Hafenneubaukommando). Unmittelbar nach Kriegsende gesprengt und endgültig abgetragen Anfang der 1980er Jahre. Dieser Dietel-Turm besaß keine Schießscharten im militärischen Nahkampfverteidigungssinne. Ebenfalls verfügte er keinesfalls über die regulären zehn Geschosse und war auch vom Durchmesser her nicht ganz so breit wie das ursprüngliche Dietelpatent es vorgesehen hatte.

 

Der Dietel-Turm: Ein heute unserer Recherche nach nur noch zweimal anzufindendes Relikt (in der runden Bauweise). - In Darmstadt und in Heilbronn.

Die Türme wurden zumeist nach den Namen bekannter Luftwaffenflieger benannt.

 

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